Leipzig. Der Journalist und Autor Alexander Neubacher ist guten Willens: Seine Familie und er machen mit beim Umweltschutz,
halten sich an alle Öko-Vorschriften, scheuen keine Kosten für Bioprodukte. Doch inzwischen haben sie ernsthafte Zweifel, ob
sie der Umwelt damit wirklich helfen, denn die Energiesparbirne endet als gefährlicher Sondermüll, die ausgespülten Joghurtbecher
werden verfeuert und aus den Gullys in ihrer Straße dringt Gestank, weil alle Wasser sparen. Sein Buch "Ökofimmel" hat Neubacher
im Gepäck, wenn er im Rahmen des Buchmesse-Lesefest "Leipzig liest" an diesem Sonnabend, dem 17. März 2012, um 19 Uhr bei der KWL -
Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH im Klärwerk Rosental Station macht. Neubacher beschreibt in seinem Buch "wie wir versuchen,
die Welt zu retten - und was wir damit anrichten".
Das Besondere an diesem außergewöhnlichen Leseort:
Im Anschluss können Besucher bei einer Führung das Klärwerk bei Nacht
entdecken und von den 34 Meter hohen Faultürmen einen wundervollen Ausblick über die Lichter der Stadt genießen.
Das Klärwerk Rosental erreichen Besucher über die Straße am Sportforum, wo es auch Parkmöglichkeiten gibt. Eine begrenzte
Anzahl Parkplätze gibt es darüber hinaus auch auf dem Klärwerksgelände.
Ein kritischer Blick auf die aktuelle Umweltpolitik
Am Beispiel des eigenen (Familien-)Lebens zeigt Neubacher, wie hysterisch die deutsche Umweltpolitik geworden ist.
Er untersucht,
wie sich Dosenpfand, E10 und Atomwende auf den Alltag der Bürger auswirken, und fragt, ob man mit dem Ökofimmel tatsächlich die
Umwelt retten kann. Neubacher wirft auch einen kritischen Blick in die Kanalisation - denn dort kommt aufgrund des Wasser-Sparsinns
der Deutschen immer weniger Abwasser an. Durchschnittlich gebrauchen Deutsche pro Tag und Person rund 122 Liter Trinkwasser.
In Leipzig sind es mit rund 86 Litern sogar noch wesentlich weniger.
Neubacher, geboren 1968 in Krefeld, ist Absolvent der Kölner Journalistenschule. Aktuell arbeitet er seit 1999 als
Wirtschaftsredakteur in der Parlamentsredaktion des Magazins Spiegel in Berlin.
Quelle Fotos: KWL
Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung
2012 wird zu gleichen Teilen an den britischen Historiker Ian Kershaw und
an den US-Historiker Timothy Snyder verliehen, so das Urteil der international
besetzten Jury.
Beide Autoren befassen sich in ihren jüngsten
Studien mit dem Zweiten Weltkrieg, jedoch ist ihre jeweilige historische
Fragestellung so unterschiedlich, dass die Werke einander vorzüglich ergänzen
und als komplementär zueinander lesbar sind. Beide Werke verbindet auch,
dass sie ein tieferes Verständnis Europas für seine eigene Schreckensgeschichte
ermöglichen.
Die Preisverleihung an Ian Kershaw und Timothy
Snyder findet anlässlich der Eröffnung der Leipziger Buchmesse am 14. März
im Gewandhaus zu Leipzig statt.
Aus der Menge der historischen Arbeiten zum
Kriegsende ragt Ian Kershaws im vergangenen Jahr bei der Deutschen Verlags
Anstalt erschienene große Studie "Das Ende. Kampf bis in den Untergang.
NS-Deutschland 1944/45" in ihrer umfassenden Darstellung, tiefgreifenden
Analyse und anschaulichen Schilderung hervor. Kershaw findet neue Antworten
auf die Frage, warum die militärisch bereits besiegten Deutschen noch fast
ein Jahr lang weiterkämpften und bis zur totalen Verwüstung des Landes
durchhielten. Anhand zahlloser einleuchtender Beispiele legt er eine Fülle
unterschiedlicher Ursachen für die Selbstzerstörung der Deutschen dar.
In seinem 2011 bei C. H. Beck erschienen Buch
"Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin" verbindet Timothy Snyder
genau recherchierte Daten über das deutsche und sowjetische Morden in der
Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Erinnerung an individuelles Leid. Er
erweitert unsere Vorstellung vom industrialisierten Massenmord, indem er
Hunger und Terror als Todesursache für mehr als die Hälfte der Opfer in
den Blick rückt. Dabei entgeht "Bloodlands" jederzeit der Gefahr des
Abstumpfens: Hinter den unvorstellbaren Zahlen hält Timothy Snyder die
Menschen und ihre einzelnen Schicksale stets sichtbar.
Timothy David Snyder, geboren 1969,
US-amerikanischer Historiker, lehrt als Professor Geschichte an der Yale
University. Seine Forschungsschwerpunkte sind Osteuropäische Geschichte
und Holocaustforschung. Snyder ist Permanent Fellow am Wiener Institut
für die Wissenschaften vom Menschen. Für seine geschichtswissenschaftlichen
Arbeiten erhielt er mehrfach Auszeichnungen, darunter 2003 den George Louis
Beer Prize der American Historical Association.

Ian Kershaw, geboren 1943 in Großbritannien,
lehrte als Professor für Zeitgeschichte bis zu seiner Emeritierung an der
University of Sheffield in England. Kershaw gilt als einer der bedeutendsten
Experten der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Mit seiner groß
angelegten Hitler-Biografie, die 1998 und 2000 in zwei Bänden erschien
und bis heute als Standardwerk gilt, gewann er eine breite Leserschaft.
1994 erhielt Kershaw für seine wissenschaftlichen Verdienste um die deutsche
Geschichte das Bundesverdienstkreuz. Königin Elisabeth II. schlug ihn 2002
zum Ritter.
Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung,
seit 1994 jährlich vergeben und mit 15.000 Euro dotiert, zählt zu den wichtigen
Literaturauszeichnungen in Deutschland. Das Preiskuratorium bilden der
Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels
e.V. und die Leipziger Messe.+++ PM
Foto Th.Snyder, Quelle: Verlag C. H.
Beck; Foto Ian Kershaw, (c) privat
5.200 Kilometer auf zwei Füßen und vier Pfoten
Leipzig. Im Rahmen des Buchmesse-Lesefests "Leipzig liest" verwandelt sich auch in diesem Jahr das Kundencenter der KWL - Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH in einen ungewöhnlichen Leseort: An diesem Donnerstag, dem 15. März 2012, macht der Saarländer Günter Schmitt mit seiner Beagle-Hündin Emma um 19 Uhr Station in der Johannisgasse 7. Gemeinsam brach das Duo 2010 zu einem besonderem Abenteuer auf: zu Fuß einmal rund um Deutschland, entlang der Grenze, ohne Unterbrechung. Bei der KWL liest Schmitt von der achtmonatigen Tour, von insgesamt 5.200 Kilometern Strecke, von Begegnungen mit Menschen und sich selbst. Der Eintritt ist frei.
Entlang Deutschlands Grenze
Vom heimatlichen Saarland ging es im Uhrzeigersinn an der französischen, luxemburgischen, belgischen und niederländischen Grenze entlang. Von den Küstenabschnitten an Nord- und Ostsee führte der Weg längs der Grenzen zu Polen, Tschechien, Österreich im Osten weiter Richtung Süden zur Schweiz. Von dort folgten Günter Schmitt und Emma wieder der französischen Grenze bis zurück ins Saarland. Dabei ist Günter Schmitt stets begleitet von der Grundidee, den Begriffen Heimat und Grenze nachzuspüren: in sich selbst und bei den Menschen, denen er begegnet ist.